Das wohl grausamste Gefängnis
ist selbstgebaut,
errichtet auf den Trümmern dessen, was nie real war.
Eine letzte Hoffnung auf Befreiung
durch aufgemalte Fenster zum Paradies
erlischt im traurigen Angesicht des Kampfesmüden.
Die verbotenen Früchte waren vergiftet,
Risse in den Wänden erkennt der Desillusionierte als optische Täuschung
und die Mauern werden höher.
Vermeintlich neu entstandene Schlupflöcher
aus der Realität hinaus ins wahre Leben
werden mit Selbstverachtung gestopft.
Allein die eigene Unzulänglichkeit versperrt den Weg in die Freiheit –
altbewährte Überlebenstaktik, die vor weiterem Schmerz bewahrt.
Doch das Herz zieht in eine andere Richtung;
es will hinaus, voller Missgunst und Neid
auf diejenigen, denen höchstes Glück vergönnt ist.
Es ist unfähig zu verstehen, warum es gefangen bleiben muss,
bruchstückhaft im enger werdenden Brustkorb.
Die Lunge atmet Friedhofsluft,
ein Sommerwindhauch aus der Ewigkeit –
nichts als eine unsterbliche Erinnerung.
Zu spät begreift der Schwindende
dass sich ein Leben nie gelohnt hat,
wenn es nicht das eigene war.
Die Quelle allen Leidens
ist nicht das Vergangene, sondern das nie Gewagte,
weiß der Einsame – nun fallend ins ewige Nichts.
